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Antidepressiva als Schmerzbekämpfung

Posted: Sun Apr 05, 2015 8:19 pm
by Skat27
Ich stelle dieses Thema aus folgendem Grund im Forum zur Diskussion:

Bei den vielen Ärzten (Marathon), die ich inzwischen hatte, reden etliche - manchmal fast beschwörend auf mich ein: "Nimm Antidepressiva und alles wird gut".
So jedenfalls sinngemäß. Indirekt lassen sie durchblicken: "wenn Du diese Option nicht wahrnimmst, darfst Du nicht klagen, wenn Du noch immer Schmerzen hast"! Mit anderen Worten - ich habe selbst Schuld an meinem Zustand.

Ich bin da sehr skeptisch bez. der Erfolge u. der Nebenwirkungen. Ich will jetzt gar nicht auf die div. verschieden Sorten von Antidpressiva eingehen sondern meine sie insgesamt. Wenn ich in der Fachliteratur google sehe ich allerdings, daß daß diese Mittel durchaus in der Schmerzbekämpfung eingesetzt werden.
Mein Gott - wenn das so einfach wäre - würde ich sie lieber heute als morgen einnehmen.

Daher meine Frage an Alle: Gibt es jemanden, dem diese "Wunderpillen" spürbar von Schmerzen befreit haben?

Gruß Helmut

Re: Antidepressiva als Schmerzbekämpfung

Posted: Mon Apr 06, 2015 10:54 am
by bettinaanke
Hallo Helmut,
ich glaube, dass jeder seinen persönlichen Weg in Bezug auf Schmerzmedikamente finden muss. Seit einer gyn. OP am 27.01.15 habe ich PN. Habe es mit Neuroleptika wie Lyrica und Gabapentin versucht, was (bei mir) überhaupt nichts half. Im Gegenteil: schreckliche Nebenwirkungen. Dann bekam ich von Dr. Bodner (Wien) Saroten 25 mg (trizyklisches Antidepressiva). Nehme abends 1 Stück und das hilft mir gut. Man muss halt etwas Geduld haben, denn die Wirkung beginnt erst nach ca. 4 Wochen. Was noch, gegen Schmerzen, recht gut hilft ist Noax 100 mg. Man muss ein wenig "experimentieren" um das Richtige zu finden.
Liebe Grüße
bettinaanke

Re: Antidepressiva als Schmerzbekämpfung

Posted: Mon Apr 06, 2015 6:33 pm
by Puella
Hallo Helmut,

meiner Meinung nach wäre die Einnahme eines Antidepressivums durchaus einen Versuch wert. Die Dosierung, zur Schmerztherapie bei neuropathischen Schmerzen, ist ja sehr niedrig und in keinster Weise, mit der hohen Dosierung bei Depressionen, zu vergleichen.

Ich habe einmalig Cymbalta probiert, leider hatte ich dadurch zu starke Nebenwirkungen. Daraufhin habe ich abgesetzt, werde aber zu einem späteren Zeitpunkt nochmals Cymbalta oder Saroten ausprobieren. Die starken Nebenwirkungen führt mein Arzt noch auf meinen reduzierten Allgemeinzustand, durch die OP bedingt, zurück.
Somit kann ich dir also nicht weiterhelfen, ob ein AD Wirkung zeigt. Ich kann dir nur sagen, dass es das Mittel der 1. Wahl bei Nervenschmerzen ist, das ist schon lange belegt. Im englischen Forum zeigten sich auch Erfolge mit der Kombination von Antidepressiva und Antikonvulsiva (Lyrika). Ich denke, man sollte nichts unversucht lassen.

LG
Claudia

Re: Antidepressiva als Schmerzbekämpfung

Posted: Mon Apr 06, 2015 7:31 pm
by Skat27
Danke Bettina für Deine Zeilen.

Du mußt wissen - ich habe ein regelrechtes MEDIKAMENTEN-TRAUMA hintger mir. Ich war soweit unten von den ganzen Schmerzmorhin-Tabletten
- daß ich nur noch eine menschliches Wrack war. Die Nebenwirkungen haben meinen Verstand ausgeschaltet. Denken - handeln - artikulieren usw. hat meine Frau übernommen - dann die furchtbaren Entzugsqualen - es war die Hölle!!!!!!!!!!!!

Vor diesem Hintergrund wirst Du meine Ängste grundsätzlich vor Medikamenten verstehen. Das war vor einem Jahr. Seitdem habe ich zwar Schmerzen -
bin aber im Kopf klar. Gleichwohl sind die Antidepressiva-Medikamente wohl eine ganz andere Kategorie - oder? Trotzdem, wenn ich mir die Nebenwirkungen durchlese wird mir übel.................

Du erlaubst daher, daß ich noch mal nachhake:

1)....Lyrica und Gabapentin versucht, was (bei mir) überhaupt nichts half. Im Gegenteil: schreckliche Nebenwirkungen:
Frage: Kannst Du sie in etwa beschreiben?
2)...Saroten 25 mg (trizyklisches Antidepressiva). Nehme abends 1 Stück und das hilft mir gut. -
Frage: Was ist bei diesem Medikament anders und welche Nebenwirkungen merkst Du? Was heißt - "hilft mir gut"?
3) Was noch, gegen Schmerzen, recht gut hilft ist Noax 100 mg
Frage: was ist das und woher weißt Du es?

Danke für Deine Mühe

LGHelmut

PS: Ich denke gerade dran, daß Du noch nicht chron. Schmerzen hast (01-2015) im Gegensatz zu mir (10-2013).

Re: Antidepressiva als Schmerzbekämpfung

Posted: Mon Apr 06, 2015 7:44 pm
by Spinner
Hallo helmut,
Ich bin ein 'newbie' im forum und wohne
In California. kaempfe seit 3 jahren mit
(Was ich glaube) PN. Unzaehlige
Fachaezte und medications.
Ich bin der gleichen meinung wie Bettina
Anke.Wir ungluecklichen muessen mit
Hilfe der aerzte selbst herausfinden,
Welche medikamente uns helfen. Leider
Auch hier ist die med. Prof. ziemlich ratlos.
Wichtig ist, einen Arzt zu finden, der gute
Kenntnisse hat, zu dem du vertrauen hast
und der sich die zeit nimmt, sich mit dir
Und deinen speziellen synthomen zu
Befassen.wer von uns hat 3x soviel
Glueck? Ich bin immer noch auf der suche.
Morgen geht's weiter mit einem Pudendal
Nervblock. A n g s t ! Das forum +
Internet sind unsere besten freunde.
Ohne schmerzlindernde meds haette
Ich kein leben mehr. Natuerlich
Wissen wir alle, dass die drugs ueber
Zeit schaedlich sind. Jede person ist
Anders und jeder koerper reagiert
Different.
Der langen rede kurzer sinn:
Zu deinen thema gibt es wohl keine
Generelle antwort.


Viele gruesse aus dem sonnigen
Californien.
Ana

Re: Antidepressiva als Schmerzbekämpfung

Posted: Mon Apr 06, 2015 8:07 pm
by Skat27
Danke Ana, finde ich stark, daß Du mir aus Californien schreibst.

Wäre schön wenn Du mir noch schreibst, welche Schmerzmittel Du nimmst?
Wie ist das bei Dir gekommen?

LG Helmut

Re: Antidepressiva als Schmerzbekämpfung

Posted: Mon Apr 06, 2015 9:05 pm
by leila
Hallo Helmut,

meines Wissens helfen vor allem die trizyklischen Antidepressiva auch bei nervenschmerzen. Bzw können helfen. Es ist halt ein ausprobieren.
Habe amitryptilin versucht. Wurde mir angepriesen, wegen möglicher Reduzierung der nervenschmerzen und Beruhigung der blase.
Hatte aber nur Nebenwirkungen. Wie ich jetzt weiß, wohl wegen meiner histaminUnverträglichkeit.

Ansonsten habe ich ein snri ausprobiert. Weiß aber den Namen nicht mehr. Das, weil es auch die blase beruhigenkann. Als Nebenwirkung sozusagen. Das hat aber keinen Einfluss auf nervenschmerzen.
Hatte aber extreme Nebenwirkungen. Drei tage nur erbrochen. Also nix für mich.

Die geläufigsten antidepressiva, die krasse absetzErscheinungen machen können, sind ssri. Die werden aber nicht bei nervenschmerzen eingesetzt.
...wobei... Die snri können ebenfalls starke absetzErscheinungen machen. grad, wenn man sie länger nimmt. Das ist nicht witzig!
Also würde ich die nur nehmen, wenn ich wirklich sehr starke blasenReizung hätte.

Ansonsten nehme ich aktuell Lyrika. Habe keinen großartigen Effekt mehr, bzw müsste dafür Dosis weiter aufdosieren. Was ich nicht will, da ich körperliche EntzugsErscheinungen habe, wenn ich abdosieren will. Und das ist auch bei niedriger Dosis schlimm genug.
Leider sagt einem niemand, dass man davon EntzugsErscheinungen kriegen kann.

Was ich ähnlich wie du erlebt hab ist, dass einem fast schuldGefühle eingeredet werden, wenn man diese diversen Medikamente nicht ausprobiert.

Lg, leila

Re: Antidepressiva als Schmerzbekämpfung

Posted: Mon Apr 06, 2015 9:22 pm
by Skat27
Danke Leila - gerade auch für Deine kritischen Anmerkungen.

Genau das meine ich!
Es wäre für mich der Horror, wenn ich möglicherweise 1 Jahr "rumdoctor" mit diesen Pillen - schwere Nebenwirkungen mit Entzug habe -
und letztendlich festelle - es war alles umsonst.

Gleichwohl - es wird ja auch nur genommen - weil wir alle mehr oder weniger in großer Not sind und jede noch so kleine Chance nutzen wollen.
Aber man muß trotzdem sehr aufpassen - welchen Preis man dafür bezahlt.


LG Helmut

Re: Antidepressiva als Schmerzbekämpfung

Posted: Tue Apr 07, 2015 5:54 am
by lisa2014
Ich nehme Amitriptilin (25mg/Tag) und Cymbalta. Habe bis dahin einiges ausprobieren müssen. Wie leila es geschrieben hat: Es ist ein austesten welches Arzneimittel oder welche Kombination dem jeweiligen Patienten am besten hilft. Nebenwirkungen von Antidepressiva hatte ich nie. Aber manche haben einfach auch nach einer Weile nichts gebracht, sodass dann wieder auf etwas anderes umgestellt wurde.

Für wirklich wichtig halte ich bei PN-Schmerzen einen guten Schmerzarzt. Ich bin damals, als ich zu meiner Ärztin kam, bereit gewesen für die Schmerzen alles Erdenkliche einzunehmen. Von daher hatte ich und habe ich keine allzu starke Abneigung gegen die bei neuropathischen Schmerzen angezeigten Medikamente, wenn die Schmerzen einfach zu stark sind. Naxon ist übrigens Tramal, habe ich eben mal nachgeschaut, weil ich dachte, dass es vielleicht etwas ist, was ich noch nicht probiert habe.

Meine Einstellung zu den Arzneimitteln hat aber damit zu tun, dass ich auf dem langen Weg nur ein paar Mal heftigste Nebenwirkungen hatte und es oft einfach "nur" so ausging mit einem neuen Arzneimittel, dass einfach die Schmerzen davon recht unbeeindruckt waren. Wenn ich Deine persönliche Geschichte vor Augen rufe, Helmut, dann verstehe ich absolut Deine kritische Einstellung! Das müssten doch auch die Ärzte respektieren?

Liebe Grüße,
Lisa

Re: Antidepressiva als Schmerzbekämpfung

Posted: Tue Apr 07, 2015 10:58 am
by bettinaanke
Hallo Helmut,
meine Güte - du hast ja schon Schreckliches hinter dir. Bin selbst ja noch ein "Neuling" auf dem Gebiet PN; da ich es erst seit einigen Monaten habe.
Gabapentin und Lyrika habe ich beides, jedes nur mit einem Stück, versucht. Bekam stärkstes Herzrasen (190/130), Schwindel - der Ohnmacht nahe. Das war wirklich grauenhaft. Dann habe ich Saroten bekommen. Zuerst mit 10 mg (ein Stück am Abend und eines nach dem Frühstück); nach ca. einer Woche dann 1 Stk. am Abend, aber 25 mg. Nach ca. einer Stunde dämpft es den Schmerz und man kann auch besser schlafen. Natürlich muss man dazu sagen, dass jedes Medikament bei jeder Person anders wirken kann.
Noax 100 mg Retard (Tramadol Hydrochlorid) ist hauptsächlich ein Schmerzmittel. Bei mir wirkt es 18 - 20 Stunden lang (abends genommen) und es macht mich nicht sehr müde, wie die anderen Schmerzmittel.
Das sind meine persönlichen Erfahrungen. Wie gesagt, es muss jeder selbst herausfinden, was für ihn das Beste ist.
Wichtig ist der Austausch hier im Forum.
Liebe Grüße
Bettina